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Ehrungen & Preise

Horst-Wiehe-Preis 2019


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Die DZG verleiht den Horst-Wiehe-Preis für Nachwuchswissenschaftler in 2019 an Frau Dr. Manon Schweinfurth (University of St. Andrews, UK). Die Preisverleihung fand am Freitag, den 13. September 2019 im Rahmen der 112. DZG-Tagung in Jena statt.

 


Dr. Manon Schweinfurth hat Biologie an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz (Deutschland) studiert. Ihre Doktorarbeit absolvierte sie an der Universität Bern (Schweiz) unter der Betreuung von Prof. Michael Taborsky.Die Forschung von Manon Schweinfurth beschäftigt sich mit der Evolution von gegenseitiger Hilfeleistung im Tierreich. Solche reziproke Kooperation ist bei Menschen weit verbreitet und bildet die Basis für viele zwischenmenschlichen Beziehungen, seien sie geschäftlicher oder freundschaftlicher Natur. Demgegenüber steht die weit verbreitete Meinung, dass reziproke Kooperation bei Tieren nureine untergeordnete Rolle spielt, da sie scheinbar hohe kognitive Fähigkeiten voraussetzt, nur bei Nichtverwandten von Bedeutung sein sollund nur wenige Beweise bei Tieren vorlagen.

In ihrer Doktorarbeit überprüfte Manon Schweinfurth diese Thesen in einer Reihe von Studien. Hierfür untersuchte sie undomestizierte Wanderratten (Rattus norvegicus), die sich in verschiedenen Aufgaben gegenseitig helfen konnten.Hierbei konnte sie zeigen, dass sich Wanderratten gemäß dem Motto „Wie Du mir so ich Dir“ helfen. Die dabei befolgten Regeln erwiesen sich als erstaunlich einfach. Die Ratten halfen ihren Partnern basierend auf der letzten Erfahrung, anstatt mehrere Erfahrungen zu berücksichtigen. Diese Regel setzt keine hohen kognitiven Fähigkeiten voraus und lassen den Schluss zu, dass viele andere Tiere zu ähnlichem Verhalten fähig sein sollten. Weiter zeigte Manon Schweinfurth, dass Reziprozität auch zwischen verwandten Tieren eine Rolle spielt und somit die Wichtigkeit von reziproker Kooperationsystematisch unterschätzt wird. Darüber hinaus zeigte sich, dass Ratten verschiedene Hilfe über verschiedene Aufgaben hinweg austauschten. So zahlten sie zum Beispiel Hilfe bei der Futterbeschaffung mit Fellpflege zurück. Dieses Ergebnis lässt vermuten, dass bisherige Studien, die keine Beweise für Reziprozität innerhalb einer Aufgabe fanden, mit Vorsicht interpretiert werden müssen, da Reziprozität schwer zu zeigen ist, wenn nicht alle Sozialleistungen berücksichtigt wurden. Zusammenfassend zeigt die Doktorarbeit von Manon Schweinfurth, dass Reziprozität nicht auf uns Menschen beschränkt ist, sondern im Tierreich weit verbreitet sein kann. Um ihre Bedeutung tiefer zu verstehen, müssen vor allem die weitgehend unbekannten kognitivenund evolutiven Mechanismen besser verstanden werden.

Dieser Aufgabe widmet sich Manon Schweinfurth weiterhin in ihrer Forschung. Nachdem sie knapp zwei Jahre als Postdoktorandin gearbeitet hat, welche von dem Schweizer National Fond finanziert wurde, hat sie nun eine Stelle als lecturer an der Universität St. Andrews (Schottland) angetreten. Hier verbindet sie nun evolutive und psychologischen Konzepte, um zu verstehen, wie im Laufe der Evolution komplexe Formen der Kooperation entstehen konnten und welche kognitiven Mechanismen hierfür nötig sind. Neben Ratten sind nun auch Schimpansen in Sambia und Kinder in Schottland der Focus ihrer Forschung.

Der Titel ihrer Dissertation lautet: “Whom to help, how and why? Reciprocal trading among Norway rat”

https://manon-schweinfurth.jimdo.com/

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