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Ehrungen & Preise

Horst-Wiehe-Preis 2021


​9. Juli 2021 Pressemitteilung

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Die DZG verleiht den Horst-Wiehe-Preis für Nachwuchswissenschaftler*innen in 2021 an
Frau Dr. Fabrizia Ronco, Universität Basel (Schweiz).
Die Preisverleihung findet am 2. September 2021 im Rahmen der 113. DZG-Tagung im digitalen Rahmen statt.

 

 


Dr. Fabrizia Ronco hat an der Universität Basel (Schweiz) organismische Biologie studiert und sowohl ihre Masterarbeit wie auch ihre Doktorarbeit in der Forschungsgruppe von Prof. Dr. Walter Salzburger am Zoologischen Institut absolviert.

Die Forschung von Fabrizia Ronco befasst sich mit einer der grundlegendsten Fragen der Evolutionsbiologie, nämlich wie Artenvielfalt entsteht und warum einige Gruppen von Organismen besonders artenreich sind, während andere durch nur wenige Arten vertreten sind. Von besonderem Interesse für die Wissenschaft sind dabei aussergewöhnlich vielfältige Artengruppen, die aus sogenannten «adaptiven Radiationen» hervorgegangen sind. Bei diesem evolutionären Prozess entsteht eine Vielzahl von Arten in relativ kurzer Zeit durch schnelle Anpassung an unterschiedliche Lebensräume. Besonders «explosiv» verlief die Bildung von neuen Arten bei den Buntbarschen (auch «Cichliden» genannt) in den grossen Afrikanischen Seen Viktoria, Malawi und Tanganjika, wo jeweils mehrere Hunderte Buntbarsch-Arten entstanden sind.

In ihrer Doktorarbeit befasste sich Fabrizia Ronco mit der Evolution der Cichliden-Radiation im Tanganjikasee. Dafür hat sie zusammen mit Kollegen im Verlauf der letzten Jahre eine wissenschaftliche Sammlung von je 10 Individuen von allen ca. 240 im Tanganjikasee vorkommenden Buntbarsch-Arten aufgebaut. Auf Basis dieser Sammlung analysierte sie die Morphologie der Belegexemplare mittels Röntgenaufnahmen und computer-tomographischen Methoden. So konnte beispielsweise der Körperbau, wie auch die Kieferform genau vermessen werden. Besonders interessierte sie sich für die dreidimensionale Struktur des sogenannten Pharyngealkiefers. Dieser zusätzliche Kieferapparat im Rachen der Buntbarsche dient dem Zermahlen der Nahrung und zeigt nahrungsabhängige Anpassungen. Um die Ökologie der verschiedenen Arten zu bestimmen analysierte die Zoologin die Zusammensetzung von stabilen Kohlenstoff- und Stickstoff-Isotopen im Muskelgewebe der Fische, was Aufschluss über den Lebensraum der Arten sowie ihre Ernährungsweise gibt. Ausserdem sequenzierte sie zwei komplette Genome einer jeden Art. So liess sich unter anderem der komplette Stammbaum der Buntbarsche im Tanganjikasee rekonstruieren. Auf Basis ihrer integrativen Analysen konnte sie zeigen, dass die Evolution der Buntbarsche im Tanganjikasee nicht graduell verlaufen ist, sondern dass es drei diskrete Pulse von schneller morphologischer Veränderung gab. Vor allem der Pharyngealkiefer scheint hier eine zentrale Rolle zu spielen, ging dessen Diversifizierung doch mit der Entstehung von einer Vielzahl von neuen Arten einher. Schliesslich konnte sie zeigen, dass besonders artenreiche Gruppen von Buntbarschen auch genetisch vielfältiger sind.

Zusammenfassend gewährt die Doktorarbeit von Fabrizia Ronco tiefe Einblicke in den Verlauf der Evolution dieser aussergewöhnlich vielfältiger Wirbeltiergruppe. Ihre Resultate bekräftigen einerseits bereits existierende Modelle der adaptiven Radiation, andererseits liefert ihre Arbeit wichtige Ansatzpunkte für weiterführende Untersuchungen zur Frage, wie biologischer Vielfalt entsteht. Dieser Fragestellung möchte sich Fabrizia Ronco auch weiterhin widmen. Seit knapp zwei Jahren arbeitet sie als Postdoktorandin in der Forschungsgruppe von Prof. Salzburger. Nächstes Jahr plant sie jedoch die Schweiz zu verlassen, um ihre Forschung an einem neuen Standort fortzuführen.

Der Titel ihrer Dissertation lautet: “Diversity, disparity and the temporal dynamics of eco-morphological adaptation in the cichlid radiation of Lake Tanganyika”

http://www.salzburgerlab.org/team/fabrizia_ronco/

 

Fabricia Ronco bei der Feldarbeit in Afrika (© Foto privat)

 

 

 

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